Fünfzehn Bastelstücke solle man bis zum Martinsmarkt hergestellt haben – naja, wird schon irgendwie gehen, denkt sich die nicht bastelaffine Zuhörerin beim Infoabend für die Kindergarteneltern. Und dann noch Engagement in Arbeitskreisen – naja, wird schon gehen, denkt sich die zwischen Beruf, Haushalt und Kinderbetreuung zerriebene Mutter.
Irgendwie wird es schon noch gehen, am Abend nach der Arbeit biologisch einwandfreies, von Kindern mit Begeisterungsstürmen goutiertes und dabei sogar gesundes Essen zu fabrizieren. Und dann noch zu einer Sitzung eines Arbeitskreises zu erscheinen, die sich mal wieder hinzieht, da in Diskussionen viele unterschiedliche Meinungen aufeinanderprallen und einfachste Entscheidungen ewig zu dauern scheinen. Und irgendwie wird es schon gehen, noch jemanden eine Mail zu schreiben und etwas nachzufragen und dabei auf eine Antwort zu hoffen, die nicht kommt. Nicht genau zu wissen, an wen man sich wenden soll, weil man sich untereinander noch nicht kennt. Und dann nehmen die Dinge den üblichen Lauf. Die häuslichen und beruflichen Belastungen müssen zuerst geschultert werden – woher soll die Motivation kommen für ein Engagement mit ausgesprochen geringer Selbstwirksamkeitserfahrung?
Innovationen scheinen nicht wirklich erzielbar. Das Gefühl, dass Ideen und Elterninitiative, wie es der Name des Kindergartens vermuten lässt, gefragt sind, wird kleiner. Am Ende steht meist die innere Emigration. Und dennoch gibt es immer wieder diese Momente, in denen etwas aufblitzt, das zeigt, warum Elternarbeit den Kindergarten so sehr bereichern kann. Dann, wenn sich die einzelnen Arbeitsgruppen vernetzen und man sich kennenlernt. Wenn die Eltern miteinander ins Gespräch kommen. In diesem lebendigen Austausch entdeckt man Stärken und Kompetenzen, die alle zum Wohl des Kindergartens wirken können. Das organisatorische Geschick, die Bastelkompetenz, Kreativität, die gute Vernetzung im Leben der Gemeinde und über die Grenzen der Gemeinde hinaus, handwerkliche Begabungen, architektonisches Knowhow, floristisches Geschick, vielleicht sogar ein grüner Daumen können entdeckt und eingebracht werden.
Dies gelingt umso besser, je intensiver wir miteinander kommunizieren und uns gegenseitig Resonanz und Wertschätzung zukommen lassen. Dann werden Eltern und die von ihnen mit viel Liebe und Engagement geführten Arbeitskreise zu einem lebendigen Ganzen, das zusammensteht, auch wenn es einmal schwierig wird oder schnell gehen muss. Hier ist wichtig, diejenigen, die es immer irgendwie möglich machen, dass bei ihnen noch etwas für den Kindergarten geht, nicht im Regen stehen zu lassen. Unseren Kindern wollen wir ein Gefühl von Teamgeist vermitteln. Sie sollen sich engagieren lernen und nicht nur an eigene Vorteile denken, sondern auch an das Wohl der Gemeinschaft. Diesen Gedanken können wir ihnen im Rahmen der Elternarbeit schon im Kindergarten vorleben. Für dieses Gefühl von Teamgeist, das wir von unseren Kindern erwarten, lohnt es sich, als Elternschaft zusammenzustehen. Vielleicht ist dann sehr viel mehr Initiative möglich als die Realität oft vermuten lässt.